Die Welt war auf Pause. Jetzt, nach knapp eineinhalb Jahren Lockdown-Hopping, werden die Corona-Regeln nach und nach gelockert. Mit diesem Sommer 2021 soll die „neue Normalität“ zurückkehren. Veranstaltungen werden wieder möglich, die Maskenpflicht im Freien fällt, Verwandte und Freunde dürfen sich wieder treffen. Damit können nun Zuversicht und Leichtigkeit wachsen. Zuversicht als innere Haltung, die uns die Gewissheit gibt, dass alles gut ist, so wie es ist. Und Leichtigkeit, die wir nun mehr und mehr wahrnehmen, wenn die von außen auferlegten Einschränkungen, die jeden unserer Lebensbereiche betroffen haben, bald der Vergangenheit angehören. Sie erinnert uns aber auch daran, dass nichts selbstverständlich ist – nicht einmal das Leben, für das wir uns entscheiden haben (das im Übrigen zu einem sehr großen Teil aus Gewohnheiten besteht).
Wenn der Mensch die Macht verliert
Das Coronavirus ist gekommen, um zu bleiben. Die 3-G-Regel gilt als Strategie der Politik, die Pandemie so gut es geht im Griff zu halten und damit an „das Leben von damals“ anzuschließen – vor allem wirtschaftlich. Immer wieder wird von der „Vor-Corona-Zeit“ oder der „neuen Normalität“ gesprochen. Doch warum separieren wir die Zeitspanne, in der ein kleines Virus unser Dasein kontrollierte, eigentlich? Wollen wir nicht zugeben, dass wir die Kontrolle verloren haben, dass etwas ganz Kleines, mit dem wir nie gerechnet hatten, plötzlich ohne unser Zutun zu einer überdimensionalen Größe anwachsen konnte und uns zum Stillstand zwang und uns ohnmächtig machte?
Sehen wir Corona als Teil unseres Lebens an, als etwas aus dem wir lernen können, das unsere Entwicklung als Menschheit mitprägen wird. Eine Zäsur von Außen, die in den Geschichtsbüchern stehen wir.
Hast du dich schon gefragt, ob…?
Die Pandemie hatte und hat einen Impakt auf jede und jeden von uns – weltweit. Und jetzt scheint die Zeit gekommen, in der wir uns fragen sollten, was wir von unserem Leben vor Corona tatsächlich wieder zurückwollen. Oder umgekehrt: Was kann bleiben, wenn wir alles wieder langsam losstarten?
Prioritäten haben sich verschoben, enge Freundschaften festigten sich noch mehr, die losen sind verschwunden. Wollen wir die denn überhaupt noch? Was schätzen wir für uns als Wesentlich ein, als das, das das Leben lebenswert macht? Identifizieren wir uns über das Geld auf dem Bankkonto, Statussymbolen, unseren Beruf oder unsere Familie? Was macht uns zu dem, was wir sind? Und können wir das annehmen? Sind wir gut mit uns selbst?
Corona die Krone aufsetzen
Wollen wir Corona etwas Gutes abgewinnen, dann ist das nicht unmöglich. Ja, ein kleiner Virus hat uns in die Knie gezwungen. Er hat uns unserer Verletzlichkeit gezeigt und uns damit auch die Vergänglichkeit wieder bewusster gemacht. Die Pandemie mit all ihre Folgen hat uns verstärkt in die Auseinandersetzung mit uns Selbst gebracht. Möglicherweise haben wir uns selbst seit langem überhaupt wieder gespürt. Und genau das könnte zu einem inneren Antrieb werden, Verantwortung für sich und seine Mitmenschen zu übernehmen – ohne, dass dafür von der Politik gesetzliche vorgeschriebene Maßnahmen braucht.
Weg vom „Ich will“ – hin zum „Wir können“
Wenn es uns gelingt, Corona zu integrieren, kann uns auch eine Wende gelingen. Die Wende weg vom Ego hin zur Allgemeinheit. Zum Wohle der Natur, den Tieren und letztendlich uns allen. Denn nur wenn wir einsehen, dass wir auf dieser Erde lediglich Gast sind und uns auch so zu benehmen haben, können wir sie in tiefster Zufriedenheit verlassen.