Wir sind Planer. Was sich irgendwie vor-, ein- oder verplanen lässt, wird geplant. Der Tag, die Arbeitswoche, unsere Freizeit, ja sogar unsere Ziele, die Zukunft und eigentlich hätten wir ja am liebsten einen Plan für unser ganzes restliches Leben. Warum? Damit wir wissen, was auf uns zukommt und wir die Kontrolle darüber haben, was passiert. Das gibt uns Sicherheit oder besser gesagt, es vermittelt uns das Gefühl von Sicherheit. Und das gefällt uns.
Sicherheit ist ein Grundbedürfnis
Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis und wir alle streben danach. Fühlen wir uns sicher, halten wir uns daran fest und das kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Denn dann beginnen wir uns für Eventualitäten zu rüsten, uns abzusichern für das, was kommen mag und uns dieses wohlige Gefühl der (oft vermeintlichen) Sicherheit streitig machen könnte. Dafür gibt es unzählige Möglichkeiten und die sind so individuell wie der Mensch und sein Leben selbst. Für die einen ist es ein guter Job, eine bestimmte Position, für den anderen die Versicherungen, die er dringend braucht, für den Dritten ist es der Familienverbund, der nächste fixiert oder klammert und der Fünfte braucht Geld, Macht und Status, um sich sicher zu fühlen. Zahllose weitere Beispiele ließen sich an dieser Stelle aufzählen und sie alle haben eines gemein: Sie betreffen ausschließlich unser äußerliches Sein und befriedigen daher auch nur einen oberflächlichen, jedoch nicht unwesentlichen, Teil unseres Sicherheitsbedürfnisses.
Neben der äußerlichen Sicherheit gibt es die innerliche, die ein Hinterfragen des eigenen Sicherheitsverständnisses voraussetzt. Was lässt mich tatsächlich sicher fühlen und was brauche dafür? Ein Podcast-Interview mit dem Achtsamkeitsexperten und Meditationslehrer Bernhard Hötzel aus Mondsee, das ich für meine Arbeit als Journalistin bei SALZBURG24 führen durfte, versucht die Unterschiede der äußerlichen und inneren Sicherheit zu skizzieren. Dabei setzt Bernhard die innere Sicherheit mit innerer Öffnung gleich. “Das hat auch mit dem Raumempfinden zu tun. Wie sehr vertraue ich jemandem?” Das bedeutet: Wenn ich also vertraue, mich innerlich sicher fühle, dann bin ich auch bereit, mich zu öffnen. Vielleicht ist es sogar eine Art Urvertrauen.
Das Gespräch könnt ihr hier nachhören.
Nur wer sich sicher fühlt, kann in die Tiefe
Fühlt man sich nicht sicher, sei das zunächst zu akzeptieren. Im zweiten Schritt sollte man dafür sorgen, dass man sich sicher fühlt, meint Bernhard. Das kann über die äußerliche, wie auch innerliche Perspektive geschehen. Erst, wenn man sich sicher fühlt, sei die tiefere Innenschau überhaupt möglich.
“Denn erst, wenn sich ein Mensch sicher fühlt, kann er sich für tiefere Einsichten öffnen und dem Thema der Achtsamkeit widmen.”
Bernhard Hötzel, 2021
Und in diesem stetig laufenden Prozess können wir versuchen, uns immer wieder gewahr zu werden, dass es Dinge gibt, die unserem Leben eine vermeintliche, scheinbare Sicherheit verleihen. Denn: Das Leben ist nicht sicher.
Und plötzlich schlägt das Leben zu
Eine nicht einkalkulierbare Veränderung von Außen. Etwas, das einfach passiert. Von einer Sekunde auf die andere, ist viele anders, der Plan in unserem Kopf scheint vorerst zerschlagen. Das können große Schicksalsschläge sein, wie der plötzliche Tod eines Menschen sein, ein Jobverlust, eine Erkrankung oder – wie wir alle im Jahr 2020 erfahren haben – ein Virus. Es können aber ganz alltägliche, kleine Dinge sein, die unser Sicherheitsgerüst zum wackeln oder gar zum Einstürzen bringen. Etwa ein verpasster Bus, ein plötzlich aufkommendes Gewitter oder eine spontane Aktion eines anderen Menschen. Was also bleibt jetzt vom Gefühl der Sicherheit?
Unsicherheit ist, wenn man so will, eine Haupteigenschaft des Lebens an sich. Das Leben hat immer ein spontane, unberechenbare Seite. Und genau daraus entstehen Kreativität und Lebendigkeit. Wer also Risiken scheut, kann auch nichts gewinnen. Doch um sich dem Risiko auszusetzen, ist es wichtig, dass wir uns kennen.